In der Welt der Stille
Der Jahresschwerpunkt „Inklusiv.JA“ der Jugendabteilung der Stadt Wien - Bildung und Jugend (MA 13) legt den Fokus der Jugendarbeit für 2024/25 auf die Inklusion von diskriminierungs- und ausgrenzungsgefährdeten Kindern und Jugendlichen. Unter anderem sollen speziell jene Aktivitäten gefördert werden, die junge Menschen im Umgang mit Inklusion unterstützen.
Streetwork Meidling plante zum Einstieg in den Jahresschwerpunkt gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher in die Welt gehörloser Menschen einzutauchen. Mit 7 Burschen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren ging es an einem sonnigen Samstag im Februar zur interaktiven Ausstellung Hands Up im 2. Bezirk in Wien.
Da die Burschengruppe im Park immer wieder durch ihre ausfallende Sprache auffiel, schienen sie gut geeignet, im Rahmen der Ausstellung einmal die Welt der Stille zu erleben und ihren Umgang mit Sprache zu reflektieren. Ein weiteres Ziel war es, Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung zu mindern und Brücken zwischen der Welt der Hörenden und der der Gehörlosen zu bauen.
Bei der Hands Up Führung wurden die Jugendlichen nach einer kurzen Begrüßung sogleich mit speziellen Kopfhörern von der klanglichen Welt abgeschirmt. Geführt von gehörlosen Guides konnten sie im Rahmen der Ausstellung erleben, wie viel sie auch ohne die gesprochene Sprache verstehen können: die Kommunikation übernehmen Gesicht - mittels Mimik - und Hände mittels Gebärdensprache.
Auf 200 Quadratmetern bekamen die Burschen nun einen Einblick in die Lebensrealität der 450.000 Menschen, die in Österreich mit einer Hörbehinderung leben. An interaktiven Stationen zeigten die gehörlosen Guides Bereiche aus ihrem Alltag, zeigten Barrieren auf und mögliche Lösungswege. Besonders spannend war für die Jugendlichen die Station, an der ihnen der Guide zeigte, wie Gehörlose Musik wahrnehmen.
Diese positiven Erfahrungen im Kontakt mit Gehörlosen sowie das empathische Einfühlen in deren Lebenswelt kann ein erster Schritt dafür sein, dass die Jugendlichen diese positive Einstellung in ihr späteres soziales Umfeld hineintragen und zur Gestaltung einer inklusiven Zukunft beitragen.
Nach der gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Gehörlosigkeit wurde beim abschließenden Abendessen über die Erfahrungen in der Ausstellung reflektiert. Der Wegfall der Umgebungsgeräusche und des Gesprochenen durch die speziellen Kopfhörer war für Körper und Psyche eine Ausnahmesituation. Bei der Reflexionsrunde waren alle Teilnehmenden sichtlich gelöst und die anfängliche Nervosität und Anspannung waren verflogen. Der Besuch bei Hands Up hat jedenfalls die sozialen und personalen Kompetenzen der Jugendlichen gefördert und einen Denkprozess zum Thema Inklusion in Gang gesetzt.